Oft wird hochbegabten Kindern soziale Kompetenz abgesprochen. So hört man beispielsweise von PädagogInnen: „Kognitiv ist das Kind vielleicht sehr weit, sozial fehlt ihm aber dringend noch etwas. Wie ein Kuchen, der außen schon fertig und innen noch roh ist.“ Studien belegen jedoch, dass hochbegabte Kinder keineswegs weniger sozial sind als ihre durchschnittlich begabten Altersgenossen. Trotzdem können besonders begabte Kinder in ihrem Umfeld sozial auffallen und das kann verschiedenste Gründe haben:

Ausgefallene Interessen
Vor allem für Kinder mit besonders ausgeprägten Interessen oder besonders starkem Intellekt ist es schwer, andere Kinder zu finden, die sich ebenfalls für ihr Thema interessieren oder kognitiv mit ihnen mithalten können. Die logische Folge kann sein, dass sich diese Kinder aus lauter Langeweile dann „lustige“ Dinge einfallen lassen – sprich: stören – oder auffallend engen Kontakt zu den Erwachsenen und Pädagoginnen oder Pädagogen suchen, was diese wiederum oft als anstrengend und belastend erleben.

Sozial unreif oder besonders reif?
Paradoxerweise werden oftmals gerade besonders soziale Kinder von Erwachsenen als sozial unreif eingestuft. Sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und scheuen vor körperlichen Auseinandersetzungen, wie sie bei kleinen Kindern oft üblich sind, zurück. In der Gruppe fallen sie durch ihr zurückgezogenes Verhalten auf oder dadurch, dass sie kaum Kontakt zu anderen Kindern suchen.

Stressfaktor Unterforderung
Heute ist bekannt, dass Unterforderung ein massiver Stressfaktor ist. Genau wie Überforderung löst auch Unterforderung im Körper Spannungen aus, welche sich durch einen veränderten Hormonhaushalt manifestieren. Das wird von Kindern auf unterschiedlichste Weisen verarbeitet. Während die sozial auffälligen Kinder diese Spannungen mit clownhaftem Verhalten oder Aggressionen ausleben, werden andere Kinder immer ruhiger und beginnen sich sukzessive zurückzuziehen. Auch wenn laute, aggressive Kinder natürlich anstrengend in einer Gruppe sind, so ist ihr Verhalten dennoch als grundsätzlich gesund zu bewerten. Dagegen haben die ruhigen Kinder, die häufig den Lehrkräften und Eltern nicht einmal auffallen, immer wieder unter psychosomatischen Erkrankungen oder Depressionen zu leiden.

Erziehung begabter Kinder
Last but not least trägt natürlich das Erziehungsverhalten der Eltern und Lehrer*innen zum Verhalten von Kindern bei. Vor allem sprachlich besonders begabte Kinder machen es ihren Eltern immer wieder schwer, klare Grenzen zu setzen. Dies kann dazu führen, dass sie sich auch in anderen Kontexten schwertun, Grenzen zu akzeptieren.

Was genau der Grund für die sozialen Auffälligkeiten ihrer Kinder ist, ist für die Eltern und auch für die Lehrenden häufig schwer festzustellen. In diesem Fall kann eine Erziehungsberatung, die einen Außenblick bietet, hilfreich sein.

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